Als Jahresabschluss stand das Viertelfinale im Kreispokal an. Gegner war der TSV Otterstedt, der uns am Sonntag auf eigenem Platz erwartete. Meine Jungs hatten sich fest vorgenommen die nächste Runde zu erreichen, um einen positiven Abschluss einer absoluten Seuchenhinrunde mit vielen Verletzten, unglücklichen Punktverlusten und immer wiederkehrenden Schwächephasen zu erreichen.
Dies merkte man unserem Spiel von der ersten Minuten an. Wir zwangen Otterstedt früh zu Ballverlusten, spielten dann schnell nach vorne und kamen auch schon zu Anfang zu der einen oder anderen Abschlussmöglichkeit.
Allerdings blieb Otterstedt in dieser Phase des Spiels – etwa die ersten 30 Minuten – immer wieder durch Konter gefährlich. Der Ball wurde dann zumeist hoch und weit in unsere Hälfte geschlagen und aus der zweiten Reihe der Otterstedter starteten deren blitzschnelle Spieler. Dies wurde ein ums andere Mal gefährlich und führte schon in der 12. Minute zu einem Elfmeter für die Gastgeber.
Ianski zögerte beim Herauslaufen und senste den heraneilenden Stürmer im Zusammenspiel mit dem unterstützenden Verteidiger um. Den Strafstoß verwandelte Otterstedt sicher: 1:0.
Wir blieben aber weiterhin das dominierende Team und hatten durch Günni und Jonah hervorragende Chancen. Doch wie in den zurückliegenden Ligaspielen blieben wir uns mit einer miserablen Chancenauswertung treu. Und es kam noch dicker. Anstatt eine gute Möglichkeit zum Abschluss zu nutzen, vertändelten wir in der 35. Minute den Ball am gegnerischen Strafraum. Sofort wurde der Ball lang nach vorne geschlagen und unsere aufgerückte Abwehr hatte im Laufduell das Nachsehen, sodass der Otterstedter Stürmer sicher zum 2:0 einnetzen konnte.
Die Moral meiner Mannschaft war aber auch nach diesem Rückstand ungebrochen. Weiter wurde das Otterstedter Tor belagert. Kurz vor der Halbzeitpause nahm sich dann Jonah ein Herz, drehte an der Seitenlinie auf, zog kurz in die Mitte und drosch aus etwa 25 Metern den Ball unhaltbar mit links in den Torwinkel. Der Anschlusstreffer zu diesem Zeitpunkt war mehr als verdient und psychologisch besonders wichtig.
Das merkte man auch in der Kabine. Jeder war heiß darauf wieder raus zu gehen und das Spiel zu drehen, die Motivation war hoch, der Siegeswille ungebrochen.
Gleichzeitig musste das Gegentor bei Otterstedt das genaue Gegenteil ausgelöst haben. Sie kamen noch defensiver als zuvor aus der Halbzeit, zogen sich mit allen zehn Feldspielern in die eigene Hälfte zurück und verlegten sich nur noch auf die Verteidigung. Zwar wollten sie weiterhin mit langen Bällen gefährlich bleiben, doch hatten sich meine Jungs darauf nun besser eingestellt, sodass Otterstedt im zweiten Durchgang zu keinem(!) Torabschluss kam.
Wir hingegen rannten gegen das Bollwerk an und erspielten uns eine Vielzahl an Chancen, wobei man fairerweise sagen muss, dass dabei nur wenige wirklich klare Dinger bei rum kamen. Zwar agierten wir nicht kopflos und versuchten den Ball vernünftig in gefährliche Situationen zu bringen, doch schlossen wir eben auch immer mal wieder zu überhastet aus der zweiten Reihe ab, wo ein weiterer Pass vielleicht die bessere Alternative gewesen wäre.
So hatten wir das Spiel im zweiten Durchgang zwar komplett im Griff und auch die eine oder andere Gelegenheit, doch stand es bis kurz vor Schluss immer noch 2:1 für die Gastgeber. Wir steckten jedoch nicht auf, versuchten alles und wurden am Ende belohnt. Wieder war es der bombenstarke Jonah, der von außen parallel zum Strafraum ging, Maß nahm und die Pille wuchtig mit links flach unten ins lange Eck schob. Der mehr als verdiente Ausgleich war geschafft, doch wir wollten noch mehr. Leider waren nur noch wenige Minuten zu spielen und zu mehr als einer Chance reichte es nicht. Die allerdings war ein dickes Ding. Nach einer feinen Flanke kam Tjarde freistehend vor dem Torwat mit dem langen Bein an den Ball, konnte aber nicht mehr genug Wucht entwickeln, um das Spielgerät über die Linie zu bugsieren.
So ging es mit einem schmeichelhaften 2:2 für die Gastgeber ins Elfmeterschießen. Für uns in dieser Situation eine eher unglückliche Regelung, dass im Kreispokal keine Verlängerung gespielt wird, denn man merkte den Jungs an, dass sie aus dem Spiel heraus sicher noch etwas zuzulegen gehabt hätten, mental für ein Elfmeterschießen aber nicht mehr zu gebrauchen waren.
Es dauerte allein schon eine gefühlte Ewigkeit, bis sich fünf Schützen gefunden hatten, immer ein untrügliches Zeichen dafür, dass es im Showdown eher nichts wird. Und so kam es leider so, wie es kommen musste. Gleich unser erster Elfer landete neben dem Tor, während die Otterstedter souverän verwandelten. Das zweite Ding machten wir zwar rein, der Dritte allerdings wurde vom Otterstedter Torwart pariert. Die Gastgeber hingegen zeigten keine Nerven und schossen ihre Elfmeter mehr als sicher.
Der Traum vom Pokalfinale ist damit für diese Saison ausgeträumt, was nach dem Spielverlauf doppelt bitter ist. Nicht nur, dass man die klar bessere Mannschaft war, nach der katastrophalen Hinrunde hätte man diesen Erfolg auch einfach für ein gutes Gefühl gebraucht.
So bleibt uns nur den Blick nach vorne zu richten, die Wunden über den Winter zu lecken und mit neuem Elan in die Rückrunde zu starten und die Punkte zu holen, die man bisher so unbefriedigend liegen gelassen hat.